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Peter Niznansky - Der Bildhauer

ak. soch. Peter Nižňanský

Die bildhauerische Ausbildung des Peter Niznansky (geb. 1956) fand in den Jahren 1971-1975 in Bratislava (Fachschule für künstlerisches Gewerbe) und später, von 1978 bis 1984, in Prag (Akademie der darstellenden Künste AVU bei Prof. Jirí Bradácek) statt.

Nach dem Abschluss an der Akademie hat er sich in Prag dauerhaft niedergelassen. Sein monumementales und gleichzeitig intimes Werk aus Skulpturen, Plastiken, Reliefs und Medaillen wuchs hier, kristallisierte sich heraus und reifte an Qualität. Sein bevorzugtes Material war zunächst Holz, Stein und Zement. Später und auch heutzutage sind es meisterhaft modellierte und brilliant umgesetzte Plastiken, gegossen und perfekt abgeschlossen in Bronze und Zinn. In Prag leitete er lange Jahre die hochwertige Gallerie „Pyramida“ an der Národní Trída, gegenüber dem Nationaltheater. Gemeinsam mit seiner Ehefrau ermöglichte er es vielen tschechischen und auch slowakischen Künstlern, in den Räumen der Gallerie ihre Werke auszustellen.

 

Nach vielen individuellen Ausstellungen, vor allem in Prag (ab dem Jahr 1985) und gemeinschaftlichen Veranstaltungen in Tschechien, Mähren, der Slowakei und in seiner Geburts-stadt Dunajská Streda (1988 im Museum „Zitnoostrovské“), sowie Ausstellungen im Ausland (Paris, Dijon, Reims, Toulouse, Nimes), stellte Peter Niznanský sich –man könnte sagen „endlich“- in Bratislava vor. Im Mai 2014 war eine Auswahl seiner Werke in Verbindung mit einer Ausstellung des einzigartigen tschechischen Grafikers Oldrich Kulhánek (1940-2013) in der Olga Art Gallery zu sehen.

Das bildhauerische Schaffen des Peter Niznanský ist dauerhaft und wesentlich verankert im Thema „Mensch“. Seit den Studienjahren an der AVU (ab 1982) erschafft er zu diesem Thema Skulpturen. Stehende und sitzende Frauenakte, Baletka („Die Balletttänzerin“) und Etiópska matka( „Die Äthiopische Mutter“), seit dem Jahr 1983 die ersten Duos und die Symbolik von Adam und Eva als eines archetypischen Paares, aber auch die aktuellen – Harlekýn a Kolombína („Harlekin und Columbina“), Faust a Margaréta („Faust und Gretchen“)… Es entstanden auch Plastiken mit humanstischem und philosophischem Inhalt – Pomoc priatelovi („Hilfe für einen Freund“), Kam krácam („Wohin  gehe ich“), ein überzeugendes Autoporträt sowie der Kopf und der tragische Kontext des „Nocturno de Chile“ (Chilské nokturno, 1985), oder auch Pád ( „Der Fall“, 1989). Das junge bildhauerische Werk des Peter Niznanský wurde teilweise in Verbindung gebracht mit dem Schaffen seines Professors Bradácek und in einem größeren Zusammenhang mit dem sich auf die ganze tschechische bildhauerische Moderne auswirkenden Erbe Auguste Rodins, nämlich im Hinblich auf das sichere Gefühl für die bildhauerische Form und den Umfang sowie die ausdrucksstarke Modellierung  der Skulpturenoberfläche.

Ein abgeschlossener, aber schon dynamischer bildhauerischer Block mit einer glatten Oberfläche wurde von den wertvollen Kindheitsmotiven Radost („Freude“, 1987) und Tonda (1988) repräsentiert. Ein neuer Schaffensprozess kam dann im Jahr 1990, als verschiedene Varianten sitzender und stehender weiblicher Akte entstanden. Es handelt sich um plastisch magische, arabeske Körper, Ornamente, Kompositionen und lebendige Architerkturen. Runde, melodische Silhouetten und Formspiele offener Körper des Weiblichen. Des Weiblichen in der Plastik, des Weiblichen in der Frau. 

Des Weiblichen in der körperlichen Schönheit der Frau, in ihren Proportionen und ihrem Umfang, in ihrer Eleganz und ihrer Anmut. Der Frau in ihrem ästhetisch positiven und realen Exhibitionismus, der alle emotionalen Töne begleitet: die der Zärtlichkeit, der Poesie, der Stille und der Magie der Schönheit. Und die der Realität der „absoluten Frau“ ebenfalls. Gewicht und Raum stehen in solchen Werken im Einklang zueinander. Solche Plastiken aus Metall haben jedoch auch ihre eigene Seele. Vielleicht ist es der Raum in ihnen, vielleicht das, was sie durchströmt. Menschliche Blicke, unsichtbare Berührungen, Vorstellungen, Sehnsüchte…

Stilistisch verwandt sind auch die sportlichen Motive Golfistka („Die Golfspielerin“, 2006) und Lyziar („Der Skifahrer“, 2007). Erstaunliche Arbeiten sind die sich wellende Vltava („Moldau“, 2007) und andere „Liegende“, aber auch der fließende  Vozataj morský („Der Wagenlenker auf dem Meer“, 2009). Zur bildhauerischen Moderne gehört das expressiv modellierte Býci („Die Stiere“, 2011). Symbolisch hervorstechend sind der magische Kruh Rybiciek („Der Kreis der Fische“, 2011), wie auch das bizarre Monstrum Stír („Der Stier“, 2013). Einzigartig ist Hlava („Der Kopf“) aus dem Jahr 2008 – Carmen mit einer entfernten Remineszenz an C. Brancusi. Aus der Welt der Fantasy-Mythen wie auch unserer Gegenwart, in die ferne Zukunft mit der Hlava Chárona („Charons Kopf“, 2011), der vielleicht beobachtet wird von den älteren Strázca („Der Wächter“, 2001) und Ochranca („Der Beschützer“, 2003).

 

Zu den neuesten Plastiken des Peter Niznanský gehört mit seiner archetypischen Unendlichkeit, der Leere und Fülle, der bronzene Vesmír I. („Der Weltraum I“, 2011) und II. (2013). Suggestiv in seiner surrealen Auferstehung und seinem Flug ist der beinahe segnende Fénix („Phönix“, 2012). Unter den neuesten ist das eine Überraschung und Herausforderung. Einzigartig (auch in der tschechischen Bild-hauerei der Gegenwart) im Hinblick auf die Materie, Stylisierung und Komposition ist Kafka (2013), „allein in sich selbst“. In der Plastik, der Botschaft, der Metaphorik, dem Geist sowie der Philosophie und in dem überdauernden, immer noch beunruhigenden Vermächtnis der großen Franz und Josef K.

 

Die Schönheit der Frauen und der Frau sowie die Bürde der menschlichen Existenz, das Geheimnis und die Mysterien des Flusses der Masse in der Zeit und im Raum des bildhauerischen Menschseins. Das permanente Zusammenspiel Adam und Evas mit dem Apfel und mit der Erkenntnis und der Ver-suchung des Menschengeschlechts. Das und vieles mehr wohnt den magischen Plastiken des Peter Niznanský inne. Wenn ich ihnen gegenüberstehe, habe ich vor Erstaunen aufgerissene Augen und vor lauter ungeduldiger Berührung zitternde Fingerspitzen. Die Plastiken ziehen einen jedoch nicht nur magnetisch an. Auf eine komplizierte, einfache und wahrhaftige Art und Weise sind sie…                                                                                                

 

Kunsthistoriker, PhDr., CSc., Bohumir Bachraty

Kunststudium

1971- 1975

Fachschule für künstlerisches Gewerbe in Bratislava

1978 - 1984

Akademie der bildenden Künste in Prag - AVU

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